- Umbau Dusche auf bodeneben
- Wechsel vom Standard-WC auf Dusch-WC
- Rampe zur Begehung der Terasse
- Automatisierung der Haustüren
- Umweltsteuerung für Storen, Licht und Türen
Es war anzunehmen, dass sich Leistungen der Krankenkasse häufen könnten. Auf Empfehlung der Ärztin beantragte ich bei meiner Krankenkasse eine Case Managerin, mit dem Hintergrund, dass anfallende Leistungsanträge gezielter behandelt werden könnten.
Da die Beine noch etwas zitterig waren, ging ich nahe der Wand entlang, um mich bei Bedarf an der Wand abstützen zu können oder über die Wand kontrolliert in die Hocke gehen zu können. Als ich in den Spiegel sah, war ich etwas überrascht, denn ich hatte eine stark blutende Platzwunde unter dem rechten Auge, hatte jedoch keinerlei Schmerzen. Ich stoppte die Blutung und wusch mir danach das Gesicht. Ich trank noch kurz etwas und da die zittrigen Beine weg waren, setzte ich mich ins Auto und fuhr wieder zu den Schwiegereltern. Für mich persönlich stellte dieser erste Sturz keine grosse Sache dar, ausser einem ersten Erfahrungswert bezüglich des Körperverhaltens. Diese Auffassung teilten jedoch nicht alle mit mir.
Nach langer, sehr langer Überzeugungsarbeit durch Daniela, meiner Ärztin und der ALS Care Nurse konnte ich mich dazu durchringen, eine erste Version der Patientenverfügung auszufüllen und in Kopie bei meiner Ärztin und bei der ALS Care Nurse zu hinterlegen. ALS Schweiz hat eine ALS spezifische Patientenverfügungsvorlage und ich tat mich sehr schwer damit, mich in den verschiedenen Fällen für eine Vorgehensweise zu entscheiden, da für mich die meisten Fälle nicht greifbar waren. Wie sollte ich mich auf etwas festlegen, das ich heute nicht einschätzen konnte. Mit viel Zeitaufwand hatte ich alle Punkte beantwortet, mit dem Hintergrund, dass diese Verfügung jederzeit angepasst werden konnte und ich mit der Ärztin vereinbart hatte, dass dies bei den regelmässigen Untersuchungen angesprochen würde. So konnte ich sicherstellen, dass diese Verfügung präsent blieb und somit eine Aktualisierung sichergestellt war.
Beim Autofahren hatten sich die Einschränkungen bisher wenig bemerkbar gemacht, da weder Feinmotorik noch ausgiebige Armbewegungen notwendig waren. Jetzt nahm ich erste leichte Anstrengungen beim Fahren wahr und mir wurde klar, dass ich das Autofahren aus Sicherheitsgründen in absehbarer Zeit aufgeben musste.
Das selbstständige Autofahren hatte einen Punkt erreicht, den ich persönlich nicht überschreiten wollte. Bis dahin konnte ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich die Fahrsicherheit erfüllen konnte. Doch nun spürte ich, dass ich bei überraschenden Situationen nicht mehr zu 100% so reagieren konnte, wie ich mir dies vorstellte. Schweren Herzens entschied ich mich dazu, den Fahrausweis abzugeben.
Die Bedienung des PC`s unterstützt durch die erhaltenen Hilfsmittel, hauptsächlich der Sprachsteuerung, wurde aufgrund der Veränderung der Aussprache zunehmend unzuverlässiger. Kurz zuvor konnte ich an der Rolli-Vision (Ausstellung zum Thema Barrierefreiheit im Paraplegikerzentrum Nottwil) eine Augensteuerung erfolgreich testen. Die Augensteuerung hatte mich überzeugt und stellte für mich die optimale Nachfolge zur Bedienung des PC`s dar und ich stellte im November, nach Besprechung mit einem Mitarbeiter der Active Communication einen entsprechenden Antrag an die IV.
Den Abschluss dieses ereignisreichen Jahres bildete unsere Reise nach Australien, wo wir zuerst Perth und Umgebung zu Dritt erkundeten. Danach flogen wir an die Ostküste, um unsere gute Freundin in Sidney zu besuchen und mit ihr und ihrem Freund Neujahr im australischen Sommer zu feiern.
Im Februar erhielten wir die Bestätigung bzw. den Umfang der zugesprochenen Assistenzbeiträge. Auf Assistenzbuero.ch hatten wir ein Inserat aufgeschaltet. Gleichzeitig startete auch der Einsatz der Spitex, welche zweimal pro Woche für die Morgenpflege zu uns kam.
Ich wurde Anfang Jahr von der ALS Schweiz angefragt, ob wir zu einem Interview für die Titelgeschichte des Jahresberichtes der ALS Schweiz 2018 bereit wären. Wir hatten dem zugestimmt und im Februar gab es zwei Termine. Einen für das Interview und Fotos bei uns zuhause und einen weiteren kurzen Termin an einer Volleyball Heimrunde, um ein paar Fotos im Zusammenhang mit unserem sportlichen Engagement zu machen. Hierbei durften wir uns über ein paar sehr gelungene Fotos freuen.



Von Anfang Januar bis Anfang Februar machten wir zuerst einen zweiwöchigen Familienbesuch auf den Philippinen und im Anschluss zwei Wochen Badeferien in Thailand. Dies war unsere zweite Flugreise mit dem Elektrorollstuhl, die erste in Länder, deren Rollstuhlfreundlichkeit für mich noch eine Unsicherheit darstellte.


In der letzten Ferienwoche erhielt ich einen Terminvorschlag für meinen vierwöchigen Aufenthalt im REHAB Basel. Somit trat ich drei Tage nach der Rückkehr aus Asien meine nächsten «Ferien» an. Dies war mein zweiter Aufenthalt im REHAB Basel, der dazu diente, die angewandten Therapien zu überprüfen und wenn nötig Anpassungen oder Ergänzungen einfliessen zu lassen. Nachdem ich das MTT Programm (medizinische Trainingstherapie) in der Hirslanden Klinik in 2017 eingestellt hatte, da die Weiterführung in Rücksprache mit der Physio nicht mehr sinnvoll erschien, hatte ich nun in der REHAB Basel wieder einmal nach längerer Zeit ein Fitnessprogramm. Dieses bestand nur noch aus 5 Übungen und der Transfer, sowie die Einstellungen an den Geräten, musste durch jemand anderen erfolgen. Der grosse Gewinn aus diesem Aufenthalt für mich persönlich war, dass dank des erneuten Fitnessprogrammes meine Rückenschmerzen weg waren, der Rücken und Nacken allgemein entspannter und dadurch auch das wenige Laufen, welches mir noch möglich war, besser und sicherer wurde.




November 2020
Mitte November fand unser erstes Gespräch mit Donat Hofer statt, betreffend einer Dokumentation für das Schweizer Fernsehen. Im Vorfeld wurde ALS Schweiz kontaktiert, um zu erfahren, ob es Betroffene gibt, welche sich für eine Sendung zur Verfügung stellen würden. Bei der Anfrage vom Verein ALS Schweiz habe ich mein Interesse mitgeteilt.
Etwas später wurde ich von der Firma Mediafish (produziert Sendungen für SRF) kontaktiert, um einen Termin für ein telefonisches Interview zu vereinbaren. Unsere Geschichte hat dem Produzenten so gut gefallen, dass er die Idee für eine Dokumentation hatte, welche er dem Schweizer Fernsehen anbieten wollte.
Im Gespräch mit Donat wurde ein erster roter Faden aufgezeigt, welcher sich über einen Zeitraum von ca. einem halben Jahr durchziehen würde. Der Aufhänger würde die Beziehung zwischen Daniela und mir sein und wie sich diese mit der Diagnose ALS entwickelt. Aufgrund der nicht absehbaren Einschränkungen durch Corona war es schwierig, einen groben Terminplan für die Drehtage zu erstellen. Da sich beide Seiten als relativ flexibel und spontan zeigten, sollte dies zu meistern sein.
Kurz darauf konnte der lang ersehnte Startschuss für die Homepage erfolgen. Am 17. November 2020 ging meine Homepage my-als-life.ch online, zusammen mit dem neu erstellten Instagramm Account und einer neu erstellten Facebookseite unter dem Namen der Homepage. Ursprünglich hatte ich gehofft, dass ich diese zu meinem 50. Geburtstag aufschalten könnte. Aufgrund von Corona und der damit verbundenen viermonatigen Quarantäne für uns, hatte sich das Projekt ein wenig verzögert.
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Webseite rundum sehr guten Anklang gefunden hat.
Dezember 2020
Anfang Dezember gab es durch die IV eine telefonische Abklärung bezüglich meines Antrags «Rollstuhl mit Höhenlift». Ich erklärte, wie dies schon im Antrag begründet wurde, dass ein Höhenlift den Transfer in verschiedenen Situationen deutlich erleichtert. Dies wurde so auch akzeptiert und das Thema war für mich abgeschlossen…
Zwei Tage später stand der neue Elektrorollstuhl in der Türe. Der Rollstuhl wurde, wie besprochen, konfektioniert. Nun ging es noch um die Feineinstellungen und die bedürfnisspezifischen Ergänzungen/Anpassungen, welche in einer Pendenzenliste erfasst wurden. Am Folgetermin, eine Woche später, konnten erste Punkte abgearbeitet werden. Aufgrund der coronabedingten Einflüsse in der Werkstatt, verblieben ein paar Punkte, die im neuen Jahr abzuarbeiten sind.
Auf unbestimmte Zeit habe ich nun zwei Elektrorollstühle Zuhause, da noch die Umfeldsteuerung durch eine andere Firma transferiert werden muss. Diese Arbeit musste jedoch wegen Corona auf das kommende Jahr verschoben werden. Das bedeutet, dass ich in dieser Zeit weder das Handy noch die Storen, das Licht und die Türe bedienen kann. Für das Handy habe ich auf meinem PC eine App installiert, welche es mir erlaubt, dieses über den PC zu bedienen.
Mit dem Erhalt des neuen Elektrorollstuhls wurde auch der erste Drehtag für die Doku realisiert. So wurden einige Sequenzen der Übergabe des Rollstuhls aufgenommen, wie auch ein Interview mit Daniela und mir. Melissa hatte sich immer wieder gekonnt in Szene gesetzt, was der Spontanität aller Beteiligten keinen Abbruch tat und vor allem die Geduld von Simon (Kameramann) in keinster Weise strapazieren konnte.
Während den bisherigen Unternehmungen war es mir nicht möglich, Fotos oder Filme aufzunehmen. Gleichzeitig weckten die Action Cam Videos von Skateboardern, Mountainbikern und anderen «Verrückten» auf allen Arten von Fortbewegungsmitteln auf YouTube eine gewisse Faszination in mir, welche mich zu der Idee führte, das geht doch auch mit dem Elektrorollstuhl! Während den Sommerferien in Italien bin ich mit Melissa auf den ausgestreckten Beinen mit erhöhter Fussablage mit Vollgas (nur 10 km/h) quer durch den Pinienwald über Stock und Stein gerast. Bei Ausflügen bin ich auf unwegsamen Wanderwegen «gewandert» oder über die Wiesen und Hänge hochgefahren, mit Daniela, welche den Rollstuhl gegen Rückwärtskippen abgesichert hat.
Der von Donat eingereichte Vorschlag für eine Dokumentation wurde von SRF angenommen und diese entschieden sich für das Format «Reporter», mit einer Sendedauer von ca. 30 Minuten. Die Situation mit Corona hat sich wieder verschärft und führte zum Abbruch der Meisterschaft und des Trainingsbetriebes für unser Team. Somit musste die geplante Drehzeit im Rahmen unserer sportlichen Aktivitäten auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Die diesjährige Weihnachtsfeier bedurfte ungewohnter Planung – weshalb? Wegen Corona natürlich!
Der Besuch bei den Schwiegereltern wurde diesmal ohne Übernachtung geplant. Die Schwester von Daniela, welche mit ihrer Familie in Deutschland wohnt, wusste bis kurz vor Heiligabend nicht, ob und unter welchen Voraussetzungen sie dieses Jahr zu Weihnachten vorbeikommen kann. Deutschland hatte die Regel aufgesetzt, dass eine Aus- und Wiedereinreise innerhalb von 24 Stunden ohne Konsequenzen möglich ist. Die Schweiz hatte entschieden, dass maximal 10 Personen, Kinder inklusive, zusammenkommen dürfen. Normalerweise sind wir vier Parteien, mit insgesamt 12 Personen, ungeplante Nachbarsbesuche nicht berücksichtigt. Alle diese Rahmenbedingungen mussten abgestimmt werden.
Die Planung war eigentlich gut vorbereitet, die Umsetzung wurde durch Überraschungen vom grünen in den dunkelgelben Bereich versetzt – aus Sicht eines augenzwinkernden Bundesrates.
Die aktuellen Coronarichtlinien (maximal 5 Personen) führten dazu, dass wir Silvester zu Dritt Zuhause feierten. Um ein angemessenes Silvesteressen geniessen zu können, haben wir, als Liebhaber von rohem Fisch, eine schöne grosse Sushi-Platte bestellt.
Bereits um 21.00 Uhr gingen die ersten Feuerwerke los und auch wir entschieden uns, zu diesem Zeitpunkt auf der Terrasse die Überbleibsel vom letzten Silvester dem Feuer zu übergeben. Zuerst ein paar Wunderkerzen, welche Melissa zuerst mit viel Begeisterung in der Luft umherschwang, dann das Interesse jedoch schnell verlor. Ihr Begeisterung stieg, als Daniela kleine Feuerräder anzündete und sich diese am Boden drehten. Das Highlight zum Schluss bildeten vier kleine Vulkane, welche aus Sicht von Melissa ihr Feuer und ihre Funken bis in den Nachthimmel spuckten.
Nach dieser aufregenden halben Stunde schlichen sich bei meinen zwei Frauen bereits erste Gähner ein. Für beide war es das erste Mal, dass sie sich an Silvester bereits um 22.00 Uhr in die Decken kuschelten. Wie üblich war dies für mich noch viel zu früh. Da es sich allein schlecht feiern lässt und ich «Dinner for one» bereits unzählige Male gesehen habe, entschied ich mich, mein erstes Silvester bei einem Glas Cola vor dem PC zu verbringen. Dies erlaubte mir eine grosse Eigenständigkeit zur Gestaltung meines Silvesterprogrammes. In meiner rechten Hand die PC Maus, zu meiner Linken einen Liter meines speziellen Cola-Wasser-Gemischs, mit Strohhalm – welcher nicht nur die Funktion der Flüssigkeitsaufnahme erfüllte, sondern sich auch zum Kratzen hervorragend eignet – und vor mir zwei Bildschirme auf welchem zu meiner Rechten ein Film lief und zu meiner Linken meine Erfolge als Fussballmanager im gleichnamigen Spiel Gestalt annahmen. Diese Form des Multitasking, manchmal noch ergänzt mit Downloadarbeiten und ähnlichem im Hintergrund, dient mir seit dem Eintritt in den «Ruhestand» immer wieder als «komplexes Gehirnjogging», um dem ehemaligen Arbeitsambiente etwas Nähe abzugewinnen.